Alexander Pascal Forré hat ein temporäres Atelier in der Kunsthalle bezogen und kurzerhand sein gesamtes persönliches Archiv im Raum installiert. Nummerierte Fototüten sind auf dem Boden aufgereiht, in Kisten stapeln sich alte Schulhefte und Kalender, Notizbücher und Dokumente. Seit seiner Jugend hat er immer wieder dokumentiert und gesammelt, was um ihn herum passierte. Mit dem Fotoapparat, der Videokamera, Tonbandgeräten und schließlich dem Smartphone, ein Medium löste das andere ab. Wie ein roter Faden schlängelt sich eine „Papierarbeit“ durch den Raum, aneinandergeklebte Kassenbons, alles Einkäufe eines Jahres.
Er zeigt aber auch, was andere in Dokumenten über ihn festgehalten haben, Arztberichte aus der Kindheit, das erste Schulzeugnis, Ablehnungsschreiben von der Kunsthochschule, Mahnbescheide, Behördenbriefe und Gutachten.
Forré nutzt die Zeit in der Kunsthalle, um erstmal zu sichten, was er da überhaupt angesammelt hat. Und um mit den Besucher_Innen darüber ins Gespräch zu kommen, über das eigene Archiv, aber auch das Archivieren an sich. Wie gehen fremde Menschen mit privaten Gegenständen um, wenn sie in einer Ausstellung aufgebaut sind? Darf man das anfassen, und interessiert das überhaupt irgendwen? Ist das persönliche Archiv einer Berühmtheit mehr wert als das eines unbekannten Menschen? Und wie privat ist das Private, wenn man es in einem öffentlichen Raum zur Schau stellt?
Text: Leonie Pfennig
Fotos: Katja Illner